Erstes Bierfest in Spenge mit einer spannenden Palette an Bierstilen und Bieren
Am 10. September, einem sonnigen und für die Jahreszeit zu warmen Spätsommertag, sind wir am frühen Nachmittag nach Spenge gefahren. Spenge grenzt an den Norden von Bielefeld und dort fand das erste Spenger Bierfest auf dem Gelände des Getränkevertriebs Kronsbein statt.
Auf das Spenger Biefest hat uns der beratende Mitorganisator Markus Harms aufmerksam gemacht. Markus Harms ist der Inhaber des Craft Beer-Shops Bieratelier in Herford, Craft Bier-Brauer des Starken Gebräus und Herausgeber des Fachmagazins Bier & Brauhaus. Den Craft Beer-Shop haben wir Euch im Beitrag „BierAtelier Herford – ein besonderer Craft Beer-Shop in Herford nahe der A2“- vorgestellt.
Zum Trinken von Bier, insbesondere von alkohlstarkem Craft Beer, war es eigentlich zu warm und etwas früh am Tag. Weil wir am Abend noch einen Termin hatten, mussten wir früh starten und haben einige Craft Biere verkostet. Begonnen haben wir mit einem jungen Nachwuchsbrauer aus Bielefeld.
Mike Cacic aus Bielefeld hat die Ravensberger Brauerei gegründet und braut sein naturtrübes Bier „Bielefelder Flutlicht“. Gebraut wird das Bier in den Sudkesseln des Hotels „Zur Spitze“ und wird, zur Zeit, nur in Fässer abgefüllt. Die Abfüllung in Flaschen ist geplant. Das „Bielefelder Flutlicht“ findet sich auf den ersten Getränkekarten in der Region. Verkostet und getrunken werden kann das Bielefelder Flutlicht jeden Mittwoch zwischen 14.00 Uhr und 19.00 Uhr im Hotel „Zur Spitze“ (Windelsbleicher Str. 215, 33659 Bielefeld).
Das Bielefelder Flutlicht ist ein aromatisches, gut gebrautes Craft Beer, dass nicht durch extreme Ecken und Kanten auffällt. Es ist ein „konsumiges“ und gut trinkbares Bier, bei dem auch das zweite oder dritte Glas schmeckt. Die angenehmen, aber nicht zu komplexen Aromen überfordern auch bei dem Genuss des Bieres über den Abend hinweg nicht.
Ich erzähle Euch einen kleinen „Schwank“ aus meinem Leben, damit für Euch transparenter wird, was ich mit „extremen Ecken und Kanten“ bzw. „konsumig“ ausdrücken möchte:
In Belgien habe ich ein belgisches Trappistenbier getrunken, das nur in einer 0,75 Liter-Flasche erhältlich war. Mir hat das dunkle, hocharomatische und hochkomplexe Bier prinzipiell gut geschmeckt, doch 0,75 Liter waren von der Menge her zu viel. Mit den letzten Schlucken habe ich gekämpft, weil ich von den prägnanten Aromen „erschlagen“ war.
Falls Ihr mit dem Begriff Trappistenbier nichts anfangen könnt, erlaube ich mir etwas Hintergrundwissen einzustreuen: Trappistenbiere werden in Belgien von Trappistenmönchen oder unter deren Aufsicht im Kloster oder in unmittelbarer Nähe des Klosters gebraut. Der Großteil der erwirtschafteten Erträge wird sozialen Projekten zugeführt. Biere, die die Bezeichnung Trappistenbier tragen, haben in der Regel einen guten Ruf und sind geschätzte Biere.
„Konsumig“ oder „gut trinkbar“ ist keine negative Beschreibung oder Abwertung, sondern kennzeichnet ein Bier, von dem man gerne zwei, drei oder vier hintereinander trinken mag. Diese Biere kann man den ganzen Abend über genießen, ohne dass es einem aromatisch „zu viel“ wird. Auf der anderen Seite stehen die Biere mit „Ecken und Kanten“, die sehr aromatisch, hoch komplex, teilweise „sperrig“ und zum Teil zunächst „unzugänglich“ sind. Das sind Biere, von denen 0,2 bis 0,33 Liter ausreichen. Für mich handelt es sich bei diesen Bieren eher um den krönenden Abschluss eines schönen Abends und das Setzen eines aromatischen Highlights.
Fortgesetzt haben wir unsere Verkostungstour durch die Welt der Biere bei Schneider Weisse. Hier hatten wir die Gelegenheit einen Großteil der angebotenen Biere zu verkosten. Eine breite Palette von konsumigen bis hin zu hocharomatischen Bieren. Die Bandbreite der Biere und der Aromatik machte hier Spaß.
Ich konnte mit Guido Grote, dem regional zuständigen Verkaufleiter, ein längeres und inspirierendes Gespräch zum Thema Food Pairing führen. Beim Food Pairing geht es um die Verbindung von Speisen und Bier und um das harmonische Einbinden von Bier in Speisen.
Bier als begleitendes Getränk zu Speisen gewinnt, gerade in der gehobenen Gastronomie, zunehmend an Bedeutung. In Top-Restaurants sind mittlerweile neben der Weinkarte Bierkarten zu finden und Bier-Sommeliers sind heute keine Seltenheit mehr. Nach meiner Auffassung geht es hier nicht darum den Wein als begleitendes Getränk zum guten Essen zu verdrängen oder zu ersetzen, sondern durch hochwertige Biere zu ergänzen. Dadurch bietet sich ein bunter Strauß an neuen Möglichkeiten und Kombinationen, die kulinarisches und aromatisches Verständnis sowie den erfahrenen Gaumen für das Pairing, die Kombination, voraussetzen. Hier ist „kulinarische Intelligenz“ gefordert!
Die Biere „Mein Original TAP7“ (oranges Etikett, zweite Flasche von rechts) und „Mein Kristall TAP2“ (blaues Etikett, dritte Flasche von rechts) bewegen sich im konsumigen Bereich. „Meine Festweisse TAP4“ (gelb-grünes Etikett, zweite Flasche von links) und „Meine Hopfenweisse TAP5“ (grünes Etikett, dritte Flasche von links) weisen eine intensivere bzw. stärker gehopfte Aromatik auf. Bei dem „Mein Aventinus TAP6“ (lila-rotes Etikett, rechte Flasche) und dem, als limitierte Sonderedition verfügbaren Bier „Marie´s Rendezvous TAPX“ (linke Flasche) bewegten wir uns zu den aromatisch komplexen und intensiven Bieren. Unter TAPX werden besondere Braukreationen zusammengefasst, die nur als limitierte Sondereditionen erhältlich sind.
Eine Palette von Bieren, die einen weiten aromatischen Bogen spannt und vielfältige Möglichkeiten für das Pairing von Bier und Speisen mit sich bringt. Besonders gut finde ich, dass die Biere nicht pasteurisiert und filtriert werden. Sowohl das Pasteurisieren als auch das Filtrieren bringt Einbußen beim Geschmack mit sich.
Pasteurisieren bedeutet das kurzzeitige Erhitzen auf 75 °C (klassisches Verfahren nach Louis Pasteur, dem namensgebenden Erfinder) oder auf bis zu 100 °C. Im Glossar-Beitrag „Pasteurisierung, pasteurisiert“ findet Ihr weitere Informationen.
Nach der Verkostung der Biere von Schneider Weisse haben wir eine kleine Pause mit einer Bratwurst eingelegt, um noch ein Bier der Detmolder Privatbrauerei Strate zu verkosten. Mit den Bieren „Detmolder Chardonnay Hopfen“, „Detmolder Bourbon Chardonnay“ bietet die Detmolder Brauerei zwei Craft Biere an. Das „Detmolder Royal“ ist dagegen ein Biermischgetränk aus Perlwein, Pfirsichlikör und Detmolder Weizenbier.
Ich habe mich für das mit zwei Auszeichnungen versehene Detmolder Bourbon Chardonnay entschieden. Bei diesem Bier wird das Detmolder Chardonnay Hopfen monatelang in Bourbon-Holzfässern gelagert und nimmt Whisky- und Holznoten an.
Bei dem Detmolder Bourbon Chardonnay bleibt die Detmolder Brauerei ihrem lieblich-süffigem Bierstil treu. Ein vollmundiges, aromatisches und ausgewogenes Bier, das für mich ein Digestif-Bier nach einem schönen Essen ist. Ich kann es mir als begleitendes Bier zu einer Zigarre vorstellen.
Am späteren Nachmittag wurde es dann für uns so langsam Zeit uns auf den Weg zu machen, um unseren abendlichen Termin wahrzunehmen.
Unser Fazit:
Ein kleines und dadurch fast schon familiär wirkendes Bierfest, das mit einer Mischung aus kleinen regionalen Brauereien und Brauern und großen Brauereien eine schöne Palette von Bieren und Bierstilen vereinigte.
Dem Thema Food und Craft Beer wurde leider so gut wie keine Aufmerksamkeit geschenkt. Das Angebot beschränkte sich auf Bratwurst und Pizza: Mit der Spengemann-Bratwurst, die gut gegrillt war, gab es eine grundsolide Bratwurst. Die Blechpizza, die in die bekannten, eckigen Stück geschnitten, wurde machte eher den Eindruck des einfachen Volksfest-Standards. Dem foodafinen Craft-Bier-Liebhabern wurde hier nichts geboten – hier hätte ich mir mehr gewünscht.
Wir freuen uns auf die Neuauflage im nächsten Jahr – vielleicht treffen wir uns in Spenge und stoßen gemeinsam mit einem schönen Craft Beer an!?!
Auf Dein Wohl!
Dein Pfeifhäschen Barbara
Dein Prinz Mario (ohne Gaul und schimmernde Rüstung)
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